Medizinisch-Psychologische-Untersuchung

Was ist eine MPU?

Die Medizinisch-Psychologische-Untersuchung, kurz MPU (oder auch bekannt als „Idiotentest“), ist ein psychologisches Gutachten. Das angeordnet wird, wenn der Führerschein komplett entzogen wurde. Diese Untersuchung gilt als Einschätzung, wie groß das Risiko einer wiederholten Gefährdung im Straßenverkehr ist. Die Behörden entscheiden dann, ob Sie ihren Führerschein wieder bekommen oder nicht. Nach dem Entzug des Führerscheines erhalten Sie eine Sperrfrist von mindestens sechs Monaten bis zu 5 Jahren. In Einzelfällen kann das Gericht eine lebenslange Sperrfrist verhängen.

Wann genau muss man eine MPU machen?

Sie müssen eine MPU antreten, wenn Sie…

  • acht oder mehr Punkte in Flensburg gesammelt haben und müssen Ihren Führerschein abgeben. Wenn Sie wissen wollen für was es alles Punkte gibt, dann klicken Sie hier.
  • unter Alkoholeinfluss mit mehr als 1,6 Promille am Straßenverkehr teilnehmen.
  • wiederholt unter Alkoholeinfluss am Straßenverkehr teilnehmen.
  • unter Einfluss von Betäubungsmittel fahren und dies wird von einem positiven Drogentest der Polizei bestätigt.
  • Betäubungsmittel besitzen oder konsumieren.
  • nicht mehr in geistiger oder körperlicher Verfassung sind, ein PKW sicher zu führen. Darunter zählen Parkinson, Schizophrenie, Demenz, Sehstörungen, Epilepsie und auch mehrere protokolierte Herzinfarkte.
  • Straftaten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr begehen.
  • wiederholte Auffälligkeit in der Probezeit aufweisen.

Laut der Bundesagentur für Straßenwesen (BAst) gab es über 84.000 MPU-Gutachten im Jahr 2020. Dabei ist für 39% der Gutachten, alkoholisierte Teilnahme am Straßenverkehr der Hauptgrund. Gefolgt von Drogen- und Medikamentenmissbrauch mit 33% und Verkehrsauffälligkeiten ohne Alkohol mit 17%.


Welche Kosten kommen bei einer MPU auf einen zu?

Einen genauen Betrag kann man nicht nennen, da es auf die Art des Vergehens ankommt. Die reinen Kosten für eine MPU unterscheiden sich je nach Anlaufstelle von ca. 400-800€. Mehrere Straftaten werden addiert (z.B. Alkohol + Drogen). Dazu kommen Verwaltungsgebühren zur Anmeldung der MPU, notwendige Folgekosten wie: Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses, neues Passbild, Sehtest und ein polizeiliches Führungszeugnis. Die Verwaltungskosten und die notwendigen Folgekosten belaufen sich auf ca. 200€. Wenn Drogen oder Alkohol im Spiel waren, müssen Sie Abstinenznachweis vorweisen. Ein Abstinenznachweis ist eine Blut-, Urin- oder Haarprobe. Dieser soll klären, ob der Betreffende Alkohol oder Drogen eines bestimmten Zeitraumes konsumiert hat oder nicht. Die Proben kosten ca. 50-200€ pro Nachweis.

Mögliche Folgekosten können entstehen, wenn Sie einen Vorbereitungskurs besuchen oder Ihnen ein Nachschulung angeordnet wird. Ein Vorbereitungskurs wird besonders empfohlen und kostet ca. 400€. Beachten Sie bitte, dass viele Anbieter hohe Preise für „hohe Erfolgsquoten“ anbieten. Daher vergleichen Sie verschiedene Anbieter auf ein faires Preis-Leistung Verhältnis und Seriosität.

Woraus besteht eine MPU?

Der sogenannte „Idiotentest“ besteht aus drei Teilen, ein medizinischer Test, Leistungstest am Computer und ein psychologisches Gespräch. Diese drei Teile werden in unterschiedlicher Reihenfolge abgefragt.

Im medizinischen Test werden allgemeine körperliche Untersuchungen durchgeführt, Ihre Blutwerte und Leberwerte (im Fall von Alkohol am Steuer) kontrolliert. Ihre allgemeine körperliche Verfassung, um wieder am Straßenverkehr teilzunehmen wird überprüft.

Im Leistungstest am Computer werden Ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten zum Führen eines Kraftfahrzeuges geprüft. Darunter fallen Orientierung- und Konzentrationsübungen, Reaktionsgeschwindigkeitstests und Überprüfung ihrer Belastbarkeits- und Aufmerksamkeitsspanne. Dieser Teil der MPU ist in der Regel der einfachste.

Das psychologische Gespräch ist wohl der schwerste Teil. In diesem wird geprüft, wie Sie selbst die Situation in diesem Moment eingeschätzt haben, was Sie daraus gelernt haben, wie Ihr allgemeines Verhalten vor dem Vorfall war und was Sie in Zukunft davon abhält so ein Verhalten zu wiederholen. In diesem Teil müssen Sie ihre „Hausaufgaben“ richtig machen und besonders gut vorbereitet sein. In diesem Gespräch dürfen Sie nicht lügen, da die Psychologen hervorragend geschult sind und es bemerken werden.


Führerschein zurück ohne MPU?

Verjährungsfrist:

Die Fahrerlaubnis ohne ein positives MPU-Gutachten zurückzubekommen ist erst nach einer Verjährungsfrist von mindestens 15 Jahren möglich. Diese Verjährung beginnt ab dem Tag des Führerscheinentzuges. Sie dürfen während dieser Frist keine weiteren Vergehen gegen die Straßen-Verkehrsordnung begehen, sonst verlängert sich Ihre Frist auf weitere 15 Jahre. Bevor Sie Ihre Fahrerlaubnis wieder erhalten, müssen Sie noch eine theoretische und praktische Fahrprüfung in den Klassen Ihres Führerscheines erfolgreich bestehen. Der Grund dafür ist, dass sich in 15 Jahren die Regeln im Straßenverkehr ändern. Es ist zu empfehlen die aktuellen Prüfungsfragen von einer Fahrschule sich zu beschaffen und praktische Fahrstunden bei der Fahrschule Ihres Vertrauens zu machen.

EU-Führerschein:

Eine weitere Möglichkeit der MPU aus dem Weg zu gehen, ist ein Erwerb des EU- Führescheins. Um mit diesem in Deutschland auch eine Fahrerlaubnis zu bekommen, müssen Sie folgendes beachten:

Sie müssen die Ihnen erteilte Sperrfrist von sechs oder zwölf Monaten einhalten, bevor Sie den Führerschein in einem von Ihnen ausgewählten EU-Mitgliedsstaat (z.B. Polen oder Tschechien) beginnen. Wenn Sie während der Sperrfrist diesen beginnen, haben Sie keine Fahrerlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland und müssen sich bei einer Verkehrskontrolle für Fahren ohne Fahrerlaubnis verantworten. Zudem muss der Führerschein legal in dem Land bestanden worden sein und Sie einen festen Wohnsitz für mindestens 185 Tage in einem Kalenderjahr gemeldet haben.

Diese beiden Möglichkeiten gibt es aber sind nicht empfehlenswert. Niemand will 15 Jahre auf seinen Führerschein warten oder geschweige denn in ein anderes EU-Land für über ein halbes Jahr ziehen und mehrere tausende von Euros zahlen. Die günstigste und schnellste Alternative ist eine MPU in Deutschland zu machen und im Optimalfall beim ersten Mal zu bestehen.

Was sind positive und negative Gutachten?

Positives MPU-Gutachten:

Ein positives Gutachten heißt, Sie haben die MPU bestanden und die Bedenken der Behörden bezüglich ihrer Fahreignung entkräftigt. Sie können Ihren Führerschein an Ihrer zuständigen Führerscheinstelle durch Abgabe Ihres Gutachtens die Fahrerlaubnis zurückholen.

Gutachten mit Nachschulungsempfehlung:

Das Ergebnis des Gutachtens ist nicht zu 100% positiv, da es noch einige negative Aspekte gibt. Von Ihrem Gutachter wird eine Nachschulung angeordnet die Sie bei einer, selbst ausgewählten, qualifizierten Anlaufstelle absolvieren müssen. Wenn Sie diese erfolgreich absolviert haben, können Sie durch Abgabe Ihres Gutachtens bei Ihrer zuständigen Führerscheinstelle Ihre Fahrerlaubnis zurückholen.

Negatives MPU-Gutachten:

Bei einem negativen Gutachten haben Sie die Zweifel an Ihrer Fahreignung nicht ausreichend entkräftigt. Kurz gesagt, Sie sind durchgefallen. Die meisten Ursachen dafür sind im psychologischen Gespräch zurückzuführen: Sie haben nicht aus Ihrem Verhalten gelernt, Ihre Antworten waren nicht wahrheitsgemäß, Sie haben sich nicht mit Ihrem eignen Fall auseinandergesetzt. Um Ihre Fahrerlaubnis wieder zu bekommen, müssen Sie einen neuen MPU-Termin vereinbaren, was auch heißt, dass die gleichen Kosten auf Sie wieder zu kommen. Sie erhalten keine Sperrfrist für Ihren nächsten Termin, aber sollten sich dennoch die Zeit nehmen, um sich besser darauf vorzubereiten (MPU-Vorbereitung).

TIP: Reichen Sie ihr negatives Gutachten nicht bei der Führerscheinstelle ein, da Sie dann als ein schwererer Fall eingestuft werden. Und Sie dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anspruchsvolleres psychologisches Gespräch absolvieren müssen.